Magische Momente und nachhaltige Träume

Ein Blick aus Kanada auf Freiburg

Freiburg zieht schon immer viele Menschen aus aller Welt an, darunter auch Sophia Silverton, die heute als Mitarbeiterin des ICLEI Europe Local Governments for Sustainability – am Leopoldring, direkt in der Innenstadt – arbeitet. Im Interview erzählt sie von ihrer faszinierenden Reise nach Freiburg, ihrem Engagement für den Umweltschutz und ihrer individuellen Perspektive auf die Stadt.

Engagement Umweltschutz

Sophia Silverton: Ich kam im September 2018 nach Freiburg, gerade rechtzeitig, um die letzten wunderbar warmen Sommertage mitzuerleben. Zum Glück hatte ich genug Zeit, um die Stadt kennenzulernen und richtig anzukommen, bevor es aufgrund der Pandemie für zwei Jahre sehr ruhig wurde.

Sophia Silverton: Ich bin ursprünglich aus Kanada nach Deutschland gekommen, um an der Universität Freiburg im Masterstudiengang Environmental Governance zu studieren. Der internationale Studiengang mit Kommiliton_innen von den unterschiedlichsten Kontinenten, hat die Welt für mich damals auf magische Weise gleichzeitig größer und kleiner gemacht.

Sophia Silverton: Als ich hier angekommen bin, habe ich viel Unterstützung von der Universitätsgemeinschaft und dem Netzwerk dort erhalten. Alles Wesentliche, wie Wohnungen, Krankenversicherungen und Visa-Bewerbungen, war entweder einfach zu bewältigen, oder dank einer Gruppe von Personen, an die ich mich wenden und mit denen ich mich über auftretende Probleme austauschen konnte, lösbar.

Mein erster Eindruck von Freiburg war, dass ich ganz plötzlich Teil eines Märchens war. Kopfsteinpflaster, kleine Wasserkanäle und Menschen, die barfuß unterwegs sind, waren nichts, das ich aus der Großstadt Toronto kannte. Ich hatte bei meiner Ankunft keinen Kulturschock, allerdings war die Sprache natürlich die größte Herausforderung für mich – der ich mich stellen musste, um mich in das Leben in Freiburg und in Deutschland im Allgemeinen zu integrieren.

Zu dieser Zeit sprach ich allerdings überhaupt kein Deutsch und war dadurch zu unsicher, um mich in das Leben außerhalb meines internationalen Umfelds einzubringen, da ich damals auch noch nicht wusste, wie lange ich bleiben würde. Mein Tipp für Neuankömmlinge ist deshalb, auf jeden Fall, sofort damit anzufangen, Deutsch zu lernen! Auch dann, wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, wie lange man in Deutschland bleiben wird.

Sophia Silverton: Obwohl Freiburg auf der Karte sehr isoliert aussieht – eingebettet zwischen Wäldern – fühlt es sich für mich immer schon wie das komplette Gegenteil an. Freiburg hat eine sehr lebendige, internationale Gemeinschaft, die immer Lust hat, etwas zu entdecken, Spaß zu haben und ihre Kultur mit anderen zu teilen. Selbst an meinem jetzigen Arbeitsplatz erlebe ich diese Mentalität. Obwohl Freiburg keine große Metropole ist, fühlt man sich mit der Welt verbunden.

Ich nehme Freiburg außerdem auch als eine sehr aktive Stadt wahr. Die Freiburger halten sich durch Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Klettern fit. Aber auch was die ökologische Nachhaltigkeit und den sozialen Zusammenhalt anbelangt. Ich habe beispielsweise noch nie an einer größeren und emotionsgeladeneren Klimademonstration teilgenommen, als am Fridays-for-Future-Klimastreik hier in Freiburg.

Sophia Silverton: Ich schätze die entspannte Atmosphäre hier, die ich vor allem den Parks, Gärten und Wäldern in und um Freiburg zuschreiben würde. Was mir im Alltag am meisten Freude bereitet, sind die Haltebuchten für Fahrräder an den Ampeln, vor den Autos, sodass man bei Grün als Erstes losfahren kann. Ich fahre viel mit dem Fahrrad und für mich hat das eine große Symbolkraft: Es zeigt, dass die Stadt dem kohlenstoffarmen, erschwinglichen Verkehr Vorrang einräumt und die Autofahrer dafür zurückstellt.

Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, die ich vermisse: Zum einen ist das der Austausch mit Fremden, da die Menschen in Kanada viel häufiger ein Gespräch mit Fremden anfangen. Das ist hier leider nicht Teil der Kultur, auch wenn ich manchmal Gespräche mit älteren Freiburgern in der Straßenbahn führe. Vor allem aber fehlen in Freiburg meiner Meinung nach die Karrieremöglichkeiten für Deutschlernende, was für die internationale Gemeinschaft, die sich in Freiburg niedergelassen hat, bedeutet, dass viele von ihnen vermutlich in größere Städte abwandern werden. ICLEI ist eine der wenigen Organisationen, die Englisch als Arbeitssprache haben. Ich persönlich sehe es jedoch als strategisch wichtig an, mehr talentierten und motivierten internationalen Fachkräften die Möglichkeit zu geben, in Freiburg zu arbeiten und dabei natürlich parallel auch Deutsch zu lernen!

Sophia Silverton: Ich war wie in Ekstase, als ich im Jahr 2021 ein Angebot für eine Stelle bei ICLEI erhielt. So konnte ich in einem Bereich arbeiten, der mir sehr am Herzen liegt – und das auch in meiner Muttersprache. Gleichzeitig musste ich die Verbindung zu der Stadt, die mir während meines Masterstudiums so sehr ans Herz gewachsen war, nicht wieder aufgeben. Meine Zeit in Freiburg würde ich als eine Reihe von Glücksmomenten beschreiben, denn viele Dinge geben mir hier jeden Tag Grund zum Lächeln. Die Lebensqualität ist hier wirklich ziemlich gut.

Sophia Silverton: Ich bin noch recht jung und meine ganze Familie lebt in Kanada, sodass ich mich bislang noch nicht als künftige Freiburgerin sehen kann. Aber ich bin jetzt schon länger geblieben, als ich dachte, und habe das Gefühl, dass sich hier mittlerweile die meisten wichtigen Dinge in meinem Leben abspielen. Wir werden also sehen, was die Zukunft noch bringt.

Sophia Silverton Zitat

„Obwohl Freiburg auf der Karte sehr isoliert aussieht – eingebettet zwischen Wäldern – fühlt es sich für mich immer schon wie das komplette Gegenteil an. Die Stadt hat eine sehr lebendige, internationale Gemeinschaft, die immer Lust hat, etwas zu entdecken, Spaß zu haben und ihre Kultur mit anderen zu teilen.“

Sophia Silverton
Mitarbeiterin für ICLEI Europe Local Governments for Sustainability